Was ist Diabetes?
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), ist eine chronische Erkrankung, bei der der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist. Es gibt zwei Hauptformen:

Im Folgenden geht es um Typ-2-Diabetes, auch bekannt als „Altersdiabetes“ – wobei heute auch immer mehr jüngere Menschen betroffen sind. In Vorarlberg sind etwa 40.000 Menschen an Diabetes erkrankt – Tendenz steigend.
Ursachen, Risikofaktoren und Prävention – was Sie tun können
Bei Typ-2-Diabetes wirkt das Insulin nicht mehr richtig (Insulinresistenz), und/oder es wird zu wenig produziert. Zucker bleibt im Blut, statt in die Zellen zu gelangen.
Häufige Risikofaktoren:
·Bewegungsmangel
·Ungesunde Ernährung
·Übergewicht, besonders Bauchfett
·Rauchen
·Erhöhte Blutfettwerte
·Familiäre Vorbelastung
·Höheres Alter
Gut zu wissen: Auch mit familiärer Vorbelastung kann man das Risiko durch einen gesunden Lebensstil senken:

Symptome, Diagnose und Behandlung
Typ-2-Diabetes bleibt oft lange unbemerkt. Häufig wird er erst bei Routineuntersuchungen entdeckt. Typische Symptome können häufiges Wasserlassen, starker Durst, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, verschwommenes Sehen, schlecht heilende Wunden, Juckreiz und trockene Haut sein. Viele Betroffene haben jahrelang keine Beschwerden, obwohl ihr Blutzucker bereits zu hoch ist.
Die Diagnose erfolgt durch eine Blutzuckermessung.
Wichtige Werte:
• Nüchternblutzucker: ≥ 126mg/dl (7,0mmol/l)
• HbA1c (Langzeitblutzucker): ≥ 6,5%
Ein frühzeitiger Gesundheitscheck beim Hausarzt ist wichtig!
Ziele der Behandlung sind es, den Blutzucker zu senken, die Lebensqualität zu erhalten und Folgeerkrankungen zu vermeiden (z.B. Herzinfarkt, Nierenschäden, Sehverlust, diabetischer Fuß). Die Therapie erfolgt oft stufenweise, eine Diabetesschulung ist die Grundlage, um die Erkrankung zu verstehen und zu lernen damit umzugehen:
1. Lebensstil ändern
• Gesunde Ernährung (hier hilft eine individuelle Ernährungsberatung)
• Regelmäßige Bewegung bei der man „ins Schnaufen“ kommt (optimal: 150Min./Woche, aber jedes bisschen zählt) und muskelkräftigende Übungen
• Mit dem Rauchen aufhören (hierfür gibt es kostenfreie Unterstützungsangebote der ÖGK)
• Gesundes Gewicht erreichen und halten
2. Medikamente
• Die Basistherapie besteht meist aus Metformin (verbessert die Aufnahme von Zucker ins Gewebe und senkt so den Blutzucker). Je nach Begleiterkrankungen und individuellen Risikofaktoren werden weitere Medikamente verschrieben.
3. Begleitfaktoren behandeln
• Blutdruck, Cholesterin, Gewicht, Stress,…

Forschung des VIVIT zu Diabetes
Das VIVIT in Vorarlberg beschäftigt sich intensiv mit der Erforschung von Diabetes und seinen Folgen. Ziel ist es, Menschen mit erhöhtem Risiko frühzeitig zu erkennen und Komplikationen wie Herzinfarkt, Nierenschäden oder Gefäßerkrankungen zu verhindern.
Zentrale Schwerpunkte sind:
·Entstehung von Diabetes verstehen: Das VIVIT erforscht, was im Körper passiert, bevor Diabetes ausbricht – zum Beispiel welche Rolle Entzündungen oder Sauerstoffmangel in Fettzellen spielen1,2. Auch Varianten bestimmter Gene wurden mit der Entstehung von Diabetes in Verbindung gebracht3.
·Zusammenhang mit Herz und Gefäßen: VIVIT-Forschende untersuchen, wie Diabetes die Herzgesundheit und Blutgefäße beeinträchtigt, und warum Betroffene häufiger Herzinfarkte oder Schlaganfälle erleiden. So konnte gezeigt werden, dass Personen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK, auch „Schaufensterkrankheit“) öfters zusätzlich an Diabetes erkranken als Personen mit einer koronaren Herzerkrankung4. Auch ein genetischer Zusammenhang zwischen Diabetes und Atherosklerose wurde gefunden5.
·Biomarker-Forschung und Früherkennung: Die Forschenden suchen nach neuen Laborwerten, die anzeigen können, wie hoch das persönliche Risiko für die Entwicklung von Diabetes oder dessen Komplikationen ist. Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass das Parathormon die Sterblichkeit bei Personen mit Diabetes besser vorhersagen kann als bei Personen ohne Diabetes6. Hingegen sagt der Lipidmarker Lp(a) Gefäß-Ereignisse nur bei Personen ohne Diabetes voraus7. Weiters wurde das Protein Uromodulin mit einem gestörten Zuckerstoffwechsel8 und spezielle Blutfette (Sphingolipide) mit der Entstehung von Diabetes in Verbindung gebracht9.
·Machine Learning: Mit Hilfe von Machine Learning und speziellen Labordaten erzielte das VIVIT erste Erfolge bei der Vorhersage des Neuauftretens von Diabetes10. Dies ist hilfreich, um Betroffene möglichst früh zu behandeln oder die Krankheit sogar zu verhindern.
·Das Risiko von Diabetes einschätzen: Studien des VIVIT zeigen, dass Diabetes und eine chronische Nierenerkrankung unabhängig voneinander das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse erhöhen und bei Auftreten beider Erkrankungen gemeinsam ein extrem hohes Risiko besteht11. Ähnliche Ergebnisse wurden auch für die Kombination von Diabetes und koronarer Herzkrankheit sowie Diabetes und pAVK untersucht, wobei letztere ein höheres Risiko zeigte12–14.
·Medikamente und Versorgung: Eine VIVIT-Analyse der letzten Jahrzehnte zeigte, welche Medikamente im Laufe der Zeit verschrieben wurden und dass immer mehr Patientinnen und Patienten ihren Blutzucker erfolgreich auf das empfohlene Niveau senken können15. Allerdings gelingt es nur Wenigen auch ihre Blutfettwerte ausreichend zu senken, wobei Personen mit Diabetes noch etwas besser abschneiden als jene ohne16. Weitere Untersuchungen betonen, dass in der hausärztlichen Versorgung die Senkung der Blutfettwerte bei älteren Personen mit Diabetes mehr beachtet werden soll17. Zudem spielt Diabetes bei Mobilitätsproblemen eine wichtige Rolle18 und bleibt laut einer weiteren VIVIT Studie bei Männern häufiger unentdeckt19.

Quellen und weiterführende Links:
Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG), Diabetes mellitus – Anleitungen für die Praxis, Überarbeitete und erweiterte Fassung 2023, Wiener Klinische Wochenschrift (2023) 135 [Suppl 1]: S1–S330, hier abrufbar: OEDG-Leitlinien-2023.pdf
Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG), Informationen für Menschen mit Diabetes: https://www.oedg.at/patienten/wissen-ueber-diabetes
Diabetes Selbsthilfe Vorarlberg: Diabetes Selbsthilfe Vorarlberg (DSHV) – Home
Diabetes Schulungen des AKS auch in türkischer Sprache: Mobile Diabetes-Schulung | aks gesundheit Vorarlberg
Angebote der ÖGK: Diabetes| Diabetikerbedarf und Schulungen
Therapie Aktiv: DIABETES
1. Geiger K, Leiherer A, Muendlein A, Stark N, Geller-Rhomberg S, Saely CH, Wabitsch M, Fraunberger P, Drexel H. Identification of Hypoxia-Induced Genes in Human SGBS Adipocytes by Microarray Analysis. PLoS One 2011;6:e26465.
2. Leiherer A, Geiger K, Muendlein A, Drexel H. Hypoxia induces a HIF-1α dependent signaling cascade to make a complex metabolic switch in SGBS-adipocytes. Mol Cell Endocrinol 2014;383:21–31.
3. Drexel H, Leiherer A, Saely CH, Brandtner EM, Geiger K, Vonbank A, Fraunberger P, Muendlein A. Are SGLT2 polymorphisms linked to diabetes mellitus and cardiovascular disease? Prospective study and meta-analysis. Biosci Rep 2019;39.
4. Silbernagel G, Rein P, Saely CH, Engelberger RP, Willenberg T, Do D-D, Kucher N, Baumgartner I, Drexel H. Prevalence of type 2 diabetes is higher in peripheral artery disease than in coronary artery disease patients. Diab Vasc Dis Res 2015;12:146–149.
5. Muendlein A, Saely CH, Geller-Rhomberg S, Sonderegger G, Rein P, Winder T, Beer S, Vonbank A, Drexel H. Single Nucleotide Polymorphisms of TCF7L2 Are Linked to Diabetic Coronary Atherosclerosis. PLoS One 2011;6:e17978.
6. Brandtner EM, Muendlein A, Leiherer A, Armbruster FP, Dschietzig TB, Geiger K, Fraunberger P, Saely CH, Drexel H. Serum Parathyroid Hormone Predicts Mortality in Coronary Angiography Patients with Type 2 Diabetes. J Clin Endocrinol Metab 2020;105:e3874–e3881.
7. Saely CH, Koch L, Schmid F, Marte T, Aczel S, Langer P, Hoefle G, Drexel H. Lipoprotein(a), type 2 diabetes and vascular risk in coronary patients. Eur J Clin Invest 2006;36:91–97.
8. Leiherer A, Muendlein A, Saely CH, Kinz E, Brandtner EM, Fraunberger P, Drexel H. Serum uromodulin is associated with impaired glucose metabolism. Medicine 2017;96:e5798.
9. Othman A, Saely CH, Muendlein A, Vonbank A, Drexel H, Eckardstein A von, Hornemann T. Plasma 1-deoxysphingolipids are predictive biomarkers for type 2 diabetes mellitus. BMJ Open Diabetes Res Care 2015;3:e000073.
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