STELLUNGNAHME DES VIVIT ZUR AKTUELLEN LAGE DER CORONAVIRUS-PANDEMIE

Nach aktueller Meinung stellt die Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 für alle Bevölkerungsgruppen, auch für junge und gesunde Patienten, eine Gefahr dar. Dies gilt aber ganz besonders für Patienten mit Vorerkrankungen, insbesondere Herzkreislauf-Erkrankungen. Neben der Lunge wird in vielen Fällen auch das Herz durch Sars-CoV-2 stark geschädigt, selbst bei Patienten ohne spezifische Vorerkrankung. Bei manchen Patienten zeigte sich die Infektion sogar zuerst durch kardiovaskuläre Symptome (Herzklopfen, Engegefühl in der Brust) statt durch Fieber oder Husten. Für das VIVIT und seine Wissenschaftler ein wichtiger Grund sich genau mit den Fakten zu dieser Pandemie zu beschäftigen.

Das Virus

Das sogenannte Coronavirus SARS-CoV-2 gehört zur Familie der Coronaviren, die Tiere und Menschen befallen können und von denen vier Vertreter schon Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte lang in der menschlichen Bevölkerung kursieren. Man nimmt an, dass bis zu 30% aller Erkältungskrankheiten von diesen vier Coronavirusarten ausgelöst werden und bis zu 90% der Erwachsenen Antikörper gegen diese haben. SARS-CoV-2 ist jedoch eine erst vor wenigen Monaten vom Tier auf den Menschen übergesprungene Unterart, auf die sich das menschliche Immunsystem noch nicht eingestellt hat.

Coronaviren haben ihre genetische Information in Form von RNA gespeichert, die bei einer Infektion in die menschliche Zelle übertragen wird. Anders als etwa HIV, das seine genetische Information in das menschliche Erbgut, die DNA, direkt einbaut, geschieht dies bei Coronaviren nicht. Nach überstandener Infektion sind damit auch die Coronaviren aus dem Körper verschwunden, Antikörper sind jedoch noch sehr viel länger nachweisbar und vermitteln Immunität gegen nochmalige Infektionen.

Medikamente und Impfstoffe

Gegenwärtig gibt es keine speziell für SARS-CoV-2 entwickelte Medikamente. Jedoch wirken einige ursprünglich für andere Erkrankungen entwickelte Medikamente (Lopinavir/Ritonavir, Ribavirin, Remdesivir, Chloroquin, Camostat Methylat, …) auch gegen eine SARS-CoV-2 Infektion und werden bei  schwer erkrankten Patienten auch erfolgreich eingesetzt. Die Entwicklung eines Impfstoffes ist in vollem Gange. Weltweit sind 15 Kandidaten-Impfstoffe in der Erprobungsphase. Wann eine Impfung der Bevölkerung angeboten werden kann, hängt von den Ergebnissen der jeweiligen klinischen Studien und von bürokratischen Verfahren für die Zulassung ab. Beim allgemeinen Aufruf, möglichst schnell neue Behandlungsmethoden, Medikamente und Impfstoffe zur Verfügung zu stellen, sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass immer noch 28% der Österreicher Raucher sind und nur 8% gegen Influenza geimpft sind.

Nachweisverfahren

Der Nachweis einer SARS- CoV-2-Infektion wird labordiagnostisch hauptsächlich mittels 3 Methoden durchgeführt: Sequenzierung, PCR (Polymerase Chain Reaction) und ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay). Ersteres entspricht am ehestem einem Lesevorgang, der die komplette Erbinformation des Virus erfasst und so beispielsweise Auskunft gibt über die Mutationsraten des Virus und die Wege seiner Verbreitung. Die zweite Methode, die PCR, ist die bei weitem am häufigsten angewandte und gegenwärtig der Standard. Sie basiert auf der Erkennung spezifischer aber sehr kurzer Bereiche der Virus-Erbinformation, gewonnen aus Abstrichen aus dem Hals-Nasen-Bereich. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass die Laborkapazitäten in Vorarlberg, in Österreich und in ganz Europa begrenzt sind. Eine Testung der gesamten Bevölkerung, unter Umständen sogar mehrmalige Testungen sind nicht realisierbar. Sollte die Ausbreitung der Infektion weiter voranschreiten, dann steht aus epidemiologischer Sicht die Identifizierung von sog. Hotspots (Lombardei, Madrid, Tirol) bzw. lokalen Erkrankungsherden (Arlbergregion, Nenzing) nicht mehr im Vordergrund. In diesem Fall  macht es Sinn nur noch Risikopatienten zu testen, während junge Verdachtsfälle ohne Vorerkrankung aber mit den typischen klinischen Symptomen ohne Labortestung als „Coronapatienten“ eingestuft werden können. Mittelfristig wird daher in der Labordiagnose die PCR durch den ELISA ersetzt werden, bei dem das Blut des Patienten auf das Vorhandensein von Antikörpern, die bereits vom menschlichen Immunsystem gebildet wurden, untersucht wird. Der ELISA bietet in diesem Stadium der Pandemie wesentliche Vorteile verglichen mit der PCR. Er erlaubt einen hohen Proben-Durchsatz und gibt bei Personen ohne oder mit nur leichten Symptomen Auskunft, ob eine Infektion bereits stattgefunden hat. Ein positives Ergebnis deutet dann darauf hin, dass diese Personen bereits immun sind. Quarantäne, Isolierung usw. wären dann in den meisten Fällen nicht mehr notwendig. Für Krankenhaus bzw. Pflege-Personal eine immens wichtige Information. Langfristig kann dadurch auch der Erfolg einer Impfung verifiziert werden. Außerdem ist die Probennahme hier deutlich weniger fehleranfällig (Blut vs. Abstrich).

Sich eigenhändig mit sogenannten at-home Schnelltests zu versorgen, die gerade jetzt international auf den Markt kommen, ist ausdrücklich nicht zu empfehlen. Deren Sensitivität, also die Zuverlässigkeit mit der der Test tatsächlich Erkrankte auch als krank erkennt und nicht fälschlicherweise als gesund (sogenannte falsch-negative) ist oft sehr schlecht. Man begibt sich damit in eine trügerische und oft falsche Sicherheit.

In Vorarlberg wird gegenwärtig die diagnostische Testung am Pathologischen Institut des LKH Feldkirch durchgeführt. Dies geschieht auch mit Unterstützung der Mitarbeiter des VIVIT-Instituts die auf Grund Ihrer Ausbildung und breiten Expertise hier zusammen mit den Mitarbeitern der Pathologie mit großem persönlichem Einsatz am Werk sind. Parallel dazu wird an der Evaluierung der oben genannten ELISA-Technologie gearbeitet um den Grad der Immunisierung in der Bevölkerung bestimmen zu können. Die aktuell dramatische Lage in vielen Ländern zeigt, wie lebenswichtig ein gut aufgestelltes Gesundheits- und auch Wissenschaftssystem ist bzw. sein kann und wie wichtig es ist exzellente Fachleute und Institute in Vorarlberg zu haben.